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Damit sich Ihre Investitionen rechnen - Investitionsentscheidungen in der Praxis (Teil II)
In der letzten Ausgabe der Managementinfo haben wir die statischen Verfahren beschrieben und festgestellt, dass diese gut für eine erste überschlägige Beurteilung geeignet sind, jedoch wesentliche konzeptionelle Schwächen aufweisen. Bei der Detailprüfung von Investitionsentscheidungen sollten daher jedenfalls dynamische Verfahren eingesetzt werden.
Dynamische Verfahren erfordern zwar erheblich mehr Inputdaten, weisen aber eine deutlich höhere Genauigkeit auf. Die Vorteile von dynamischen Verfahren bestehen vor allem
- in der Berücksichtigung des unterschiedlichen zeitlichen Anfalls von Aus- und Einzahlungen ("je rascher die Rückflüsse kommen umso mehr sind sie wert") und
- in der besseren Vergleichbarkeit mit alternativen Investitionsmöglichkeiten.
Nachfolgend werden die gängigen dynamischen Verfahren dargestellt und Interpretationsmöglichkeiten zu den Berechnungsergebnissen gegeben.
- Kapitalwertmethode "Realisiere nur Investitionen mit positiven Kapitalwerten! Bei mehreren Investitionsmöglichkeiten realisiere die Investition mit dem größten Kapitalwert!"
- Dynamische Annuitätenmethode
"Realisiere nur Investitionen mit positiven Annuitäten!" - Interner Zinssatz
"Realisiere nur Projekte, deren interne Verzinsung die geforderte Mindestverzinsung erreicht bzw übersteigt. Bei mehreren Alternativen soll die Investition mit der höchsten internen Verzinsung realisiert werden!" - Dynamische Amortisationsrechnung
"Wähle die Investition mit der relativ kürzesten Amortisationsdauer."
Der Kapitalwert einer Investition ist die Summe aller mit dem Kalkulationszinssatz auf den Investitionszeitpunkt abgezinsten Investitionszahlungen (Aus- und Einzahlungen). Es ist daher erforderlich die mit einer Investition voraussichtlich verbundenen Aus- und Einzahlungen dem Planungszeitraum zuzuordnen. Die Dauer der Planungsperioden hängt sehr stark von der Lebensdauer der Investition ab, üblicherweise sollten aber 5 bis 10 Jahre im Detail geplant werden.
Beispiel: Eine Investition kostet 10.000 GE und bringt folgende Nettorückflüsse:
Investition: GE 10.000
Jahr 1: GE 2.500
Jahr 2: GE 3.000
Jahr 3: GE 3.500
Jahr 4: GE 2.000
Jahr 5: GE 2.000
Jahr 6: GE 1.500
Nach sechs Jahren ist die Investition komplett abgeschrieben und nichts mehr wert. Alternativ dazu könnte in Wertpapiere mit einer Rendite von 5% pa investiert werden.
Berechnung Kapitalwert (KW):
KW = - 10.000
+ 2.500 / 1,05
+ 3.000 / 1,052
+ 3.500 / 1,053
+ 2.000 / 1,054
+ 2.000 / 1,055
+ 1.500 / 1,056
KW= 2.457,26
Zusätzlich zur investierten Summe können zum Gegenwartswert 2.457 GE verdient werden. Der Kapitalwert entspricht also jenem Gegenwartswert, um den die Investition "mehr bringt" als eine alternative Veranlagung der Anschaffungsauszahlung zum Kalkulationszinssatz. Obwohl die Einzahlungsüberschüsse insgesamt GE 4.500 betragen, sind diese durch den zeitlich späteren Zufluss nur GE 2.457 "wert".
Die Höhe des Kapitalwertes hängt wesentlich vom Kalkulationszinssatz ab. Je größer der Zinssatz (= Attraktivität der Alternativanlage ist), desto geringer ist die Vorteilhaftigkeit der Investition.
Im Rahmen der Kapitalwertmethode können auch komplexe Parameter wie Steuerwirkungen und Finanzierungsentscheidungen (Abzugsfähigkeit von Fremdkapitalzinsen, Besteuerung von Gewinnen, steuerliche Investitionsfördermaßnahmen) problemlos berücksichtigt werden.
Die Annuität einer Investition ist jener jährliche Rentenbetrag über die Nutzungsdauer des Investitionsprojektes, bei dem der Rentenbarwert dem Kapitalwert entspricht. Mit anderen Worten ausgedrückt, wird der Kapitalwert dabei in gleiche Renten umgerechnet. Auf diese Weise können Investitionen mit unterschiedlichen Nutzungsdauern besser verglichen werden. Dieses Verfahren ist daher ein Sonderfall der Kapitalwertmethode und basiert auf den gleichen Voraussetzungen. Mit Hilfe von Tabellenkalkulationsprogrammen ist eine Umrechnung auf Annuitäten problemlos möglich.
Der interne Zinssatz ist derjenige Zinssatz, bei dem der Kapitalwert einer Investition gleich null ist ("kritische Renditeerwartung"). Wie auch bei der Kapitalwertmethode müssen daher die mit einer Investition verbundenen Aus- und Einzahlungen im Zeitablauf abgeschätzt werden. Mit Hilfe von gängigen Tabellenkalkulationsprogrammen kann der interne Zinssatz leicht ermittelt werden.
Die dynamische Amortisationsrechnung entspricht der statischen Amortisationsdauer mit der Besonderheit, dass Zinsen und Zinseszinseffekte explizit berücksichtigt werden.
Abschließend ist festzuhalten, dass der sinnvolle Einsatz von Investitionsrechnungsmodellen eine ganze Menge an Basisdaten voraussetzt. So müssen relativ genaue Annahmen über künftige Ein- und Auszahlungen, Steuerwirkungen und Finanzierungsentscheidungen vorliegen. In der Praxis erhöht der Einsatz von Investitionsrechnungsmodellen daher nicht zuletzt oftmals die Qualität der Entscheidungen, da er eine intensive Auseinandersetzung mit der Investition und eine Quantifizierung entscheidungsrelevanter Aspekte erforderlich macht. Oft ist es dabei auch hilfreich, unterschiedliche Szenarien zu rechnen um die Auswirkungen von Veränderungen einzelner Planungsannahmen zu veranschaulichen.
Da die Implementierung von Investitionsrechenmodellen am Anfang oftmals nicht ganz einfach ist, empfiehlt es sich für die "planungstechnische" Realisierung einen Fachmann hinzuzuziehen. Steht einmal das Planungsmodell, so lassen sich einfach verschiedene Szenarien rechnen.
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